Taffi Tackle Testangler Jonas Bienemann mit seinem Bericht “Winterzander vom Belly Boot” aus dem letzten “Esox”.Viel Spass beim lesen . . . .

 

Winterzander vom Belly Boot
Es ist tiefer Winter. Außentemperaturen im Minusbereich. Die meisten Angler haben ihr Tackle im Keller verstaut und warten auf den Frühling um in die neue Saison zu starten.
Meine Freunde und Ich kommen morgens kurz vorm Sonnenaufgang am Wasser an. Es ist bitter kalt aber es ist Gott sei Dank noch Eisfrei. Was macht ein Waller Angler wie Ich bei diesen Bedingungen an einem Gewässer dessen Wassertemperatur gerade mal noch 3Grad misst? Ich gehe meiner 2ten Leidenschaft nach und fische Vertikal vom Belly Boat auf Winterräuber. Mein Hauptaugenmerk liegt hier auf kapitalen Zandern.
Diese Angeltechnik hat Suchtpotenzial und man kann mit wenig Ausrüstung wahre Sternstunden erleben.
Ich bin der Meinung, dass man mit dem Belly Boot einen gewissen Vorteil gegenüber Bootangler hat. Diese möchte ich euch versuchen in diesem Artikel deutlich zu machen.


Ein wichtiger Punkt ist das man mit dem Belly Boot mit dem Auto viel Mobiler ist. Man kann schneller sein Gewässer erreichen was sich gerade bei langen Anfahrwegen auszahlt. Effektiv hat man mehr Zeit zum Fischen. Man ist nicht auf Slip Stellen angewiesen um sein Boot ins Wasser zu bekommen. Zudem gibt es Gewässer die man nur mit dem Belly Boot befischen darf da ein Belly Boot als Schwimmhilfe gilt. Um auf Nummer sicher zu gehen solltet ihr Euch jedoch vorm Fischen genau Infos zu jeweiligen Gewässer einholen.
Ich werde oft gefragt wie man so verrückt sein bei diesem Wetter den mit dem Belly Boot auf das eiskalte Wasser zu gehen?
Ein ganz entscheidender Punkt ist die richtige Vorbereitung und das richtige Tackle bzw. Kleidung.
Die richtige Bekleidung ist einer der wichtigsten wenn nicht sogar der wichtigste Punkt dieser Fischerei! Gute Funktionsunterwäsche oder ein Unterzieh Anzug ist der erste Bestandteil. Darüber ein Shirt und eine warmer Flies Pullover. Ganz wichtig ist die richtige Neopren Wathose. Hier kommen Modelle mit einer Materialstärke von 4-5mm zum Einsatz die den Körper vorm Unterkühlen schützt. Die Stiefel sollten sehr Flexibel sein um mit der Hose gut Paddeln zu können. Alternativ gibt es auch Wathosen mit Neoprenfüßlingen die hierfür auch bestens geeignet sind. In die Wathose legen wir uns eine so genannte Fußheizung. Dieses sind Schuhsohlen in denen eine Heizfolie eingearbeitet ist. Normaler Anwendungsbereich der Sohlen ist das Aufheizen von Ski Schuhen. Betrieben werden sie über externe Batterien oder den Akku der Echolotbatterie. Mit etwas Geschick kann man sich aber auch für kleines Geld Fußheizungen selber bauen. Eine Bauanleitung ist auf der Huntingteam NRW Homepage hinterlegt. Als Flossen verwenden wir Taucherflossen da die meisten Belly Boot Flossen viel zu klein sind und man gerade bei etwas stärkerem Wind schnell an die Grenzen stößt. Zu guter Letzt kommt noch eine dicke Jacke, Handschuhe und eine Wollmütze dazu und man ist optimal vor Wind und Kälte geschützt. Zur eigenen Sicherheit sind Schwimmwesten angebracht! Am besten sagen mir Automatikwesten zu da einem diese nicht beim Fischen behindern. Sollte man alleine auf dem eisigen Wasser unterwegs sein sollte man auf eine Weste auf keinen Fall verzichten sonst kann es Lebensgefährlich werden.
Bei den Belly Booten bevorzuge Ich klar die so genannte V-Form. Im Vergleich zur U-Form sitzt man bei der V-Form auf dem Wasser, sodass nur die Beine unterhalb des Knies im Wasser sind. Diese Sitzposition ist viel angenehmer und man Kühlt nicht aus. Weiterer Vorteil der V-Form ist das man diese Belly Boote viel besser Steuern und Navigieren kann. Letzte wichtiger Punkt ist das das Belly Boot mehrere Luftkammern besitzt um eine gewisse Sicherheit zu haben falls mal ein Schlauch defekt sein sollte. Da auf dem Belly Boot wenig Platz zur Verfügung steht sollte man das weiter Tackle auf das minimale Beschenkt werden. Eine kleine Köder Box mit montierten Gummiködern, ein Grip oder ein großer Watkescher den man hinter sich ablegen kann, ein langer schlanker Hakenlöser, Massband sowie eine kleine Box mit Vorfachmaterial, Karabiner und einer kleinen Schere. Mit dieser Ausrüstung steht einer erfolgreichen Belly Boot Tour nichts mehr im Weg. Wir verwenden zum Vertikalangeln immer 2 Ruten. Einmal der Handrute die wir aktiv in der Hand führen. Hierfür sind kurz Vertikalruten bis 1,90m mit recht straffer Aktion optimal! Die 2te Rute ist die so genannte Tote Rute die wir auf einem Rutenhalter ablegen. Diese Ruten sollten eine feine Spitze haben zur Bisserkennung aber auch genug Rückgrat um die Anschläge auch in großen Wassertiefen durchzubringen. Drop Shot Ruten sind hierfür eine gute Wahl. Bei den Rollen kann man auf Baitcaster- oder kleine Stationäre Modelle zurückgreifen. Jeder hat da so seine Vorlieben. Ich bevorzuge an der Handrute eine 1000er Stationär und auf der toten Rute ein Baitcaster Rollenmodelle die jeweils mit sehr dünner geflochtener Schnur bespult sind (max. 0,12mm). Jedem der mit dem Vertikalangeln beginnt rate ich sich bei den ersten Touren nur auf die Handrute zu beschränken um das richtige Feeling für diese Angeltechnik zu bekommen.

Die Technik des Vertikalangelns Belly Boot unterscheidet sich nicht im Vergleich zum Vertikalangeln vom Bootsangeln. Ich bin nur der Meinung, dass man mit dem Belly Boat noch ruhiger und exakter den Köder präsentieren kann. Man lässt seinen Köder bis zum Gewässergrund runter, bringt die Schnur auf Spannung. Nun hebt man die Handrute ca. 5 bis 10cm an und hält den Shad in der Schwebe. Nach einer kurzen gepaddelten Strecke prüft man durch langsames absenken der Rutenspitze ob sich die Wassertiefe verändert hat. Veränderungen werden sofort durch Schnureinzug oder Freigabe korrigiert. Ich halte wenig davon die Köder wie bei Jiggen aggressiv anzustarten was ich häufig bei anderen Angeln auf dem Wasser sehen kann. Gerade bei kalten Wassertemperaturen wirkt sich die aggressive Führungsweise meiner Erfahrung nach negativ auf das Fangergebnis aus. Im Winter ist weniger meist mehr. Außer dem Prüfen der Bodenstruktur durch langsames Heben und Senken der Rutenspitze muss man gar nichts machen. Wenn der Köder stets knapp über dem Gewässergrund geführt wir ist er in der Fang Zone der Winterzander. Um stets optimalen Köderkontakt zu haben sollte man drauf achten das die Schnur möglichst gerade nach untern läuft. Hierfür müssen wir den Wind im Auge haben. Man sollte seine Driften so planen, dass man mit dem Rücken gegen den Wind paddelt. So bekommt man die Schnur fast im 90Grad Winkel zum Gewässergrund. Zudem kann man so am besten die Geschwindigkeit der Drift bestimmen. Paddelt man mit dem Wind ist man oft viel zu schnell unterwegs. Die Bisse kommen von Tag zu Tag sehr unterschiedlich. Wenn die Zander richtig gut drauf sind rappelt es gewaltig in der Rute. Die Bisse kommen extrem Hart was der Optimalfall ist. An anderen Tagen kommen die Bisse so fein, dass man es mit dem Absetzen des Jigkopfs am Gewässergrund vergleichen könnte. So oder so muss der Biss sofort mit einem beherzten Anschlag quittiert werden. Auf den ersten Metern sollte man Druck auf den Fisch ausüben damit der gehakten Fische nicht so leicht aussteigen kann. Danach sollte man Zander und Co. vorsichtig aus der Tiefe hochholen um ihnen etwas Zeit für den Druckausgleich zu geben. Bei Gewässertiefen von über 12 Metern ist diese extrem wichtig will man seinen Fang nach dem Drill wieder in die Freiheit entlassen. Fische mit dicken Augen oder ausgespuckter Schwimmblase überleben nach einem Zurücksetzen meist nicht.
Ist man mit dem Steuern und Navigieren des Belly Boots, sowie mit der Führungsweise der Handrute vertraut hat man die Möglichkeit ein 2te Rute vertikal zu Präsentieren. Wie schon oben kurz erwähnt nennen wir diese Rute die tote Rute da diese passiv auf dem Rutenhalter liegt. Die Technik ist noch etwas einfacher wie die der Handrute. Man lässt hier auch der Gummiköder bis zum Grund absinken und steht in auf ca. 10-15cm über Grund ein. Ich habe es mir so angewöhnt das ich die tote Rute nur dann in der Tiefeneinstellung anpasse wenn die Veränderung größer ist, sprich der Gummiköder setzt auf dem Grund auf oder er befindet sich schon fast im Freiwasser. Auf die tote Rute bekommt man in der Regel weniger Bisse aber oft bringt sie die größeren Fische. Das Verhältnis von Hand- zur toten Rute ist ca. 4 zu 1 was die Bissausbeute angeht. Dieses kann aber auch von Tag zu Tag etwas variieren. Um die tote Rute ablegen zu können müsst ihr Euch ein Rutenhalterung bauen da die Angelindustrie im diesem Bereich nicht viel zu bieten hat. Auf meiner Halterung ist zudem noch ein Echolot montiert, womit man schneller viel versprechende Kanten oder andere Spots finden kann. Ist auf jeden Fall beim Vertikalangeln eine große Hilfe sich auf dem Gewässer zu Recht zu finden.
Als Köder teile ich in 2 Hauptgruppen auf welche ich je nach Wetterlage und Wassertemperatur auswähle. Ist das Wasser noch recht warm greife ich noch auf Action Shads zurück. Bei Wassertemperaturen bis 6 Grad wollten die Zander oft noch etwas mehr Action im Wasser da sie jetzt noch aktiver sind wie im tiefsten Winter. Gummifische mit kleinen bis mittleren Hammerschwänzen von 10 bis 15cm sind bestens geeignet.
Kühlt das Wasser weiter ab sind No Action Shads die richtige Wahl. Hier von verwende ich 3 verschiedene Ködertypen. Erster Typ sind Fransenköder die Krebstier imitieren. Typ 2 sind Gabelschwanzmodelle. Sollte sich bereits Eis auf dem Gewässer bilden ist Typ 3 der No Action Shads oft der Garant für ein gutes Fangergebnis. So genannte Pintails haben so gut wie keine Action. Nur das letzte Ende vom Schwanz wackelt leicht was die Zander zu Anbiss verleitet.

Der Aufbau der Ruten sind ist sehr Simple. Habt ihr auch Hechte im Gewässer solltet ihr nicht auf ein flexibles Stahlvorfach verzichten. Ansonsten verwenden wir Fluorcarbon Vorfachmaterial mit einem Durchmesser um die 0,30mm. Die Bleiköpfe werden an einem feinen Karabiner ein gehangen. Ein Wirbel brauchen wir für Vertikalangeln nicht. Die Shads werden an Football Jigheads in der Größe 2/0 bis 3/0 angeködert. Ein Football Head hat den großen Vorteil, dass die Gummifische beim Aufsetzen auf dem Grund nicht umkippen bzw. zur Seite kippen können. Je nach Gewässer sind Bleigewichte von 21-30 Gramm die Regel. Wichtig und Voraussetzung ist 100%ige Köderkontrolle. Die Zander haben kein Problem mit größeren Bleigewichten. Auf einen so genannten Stinger oder Angstdrilling sollte man auf keinen Fall verzichten da dieses sich sonst extrem negativ auf das Fangergebnis auswirken würde. Mit Drillingsgrößen von 8 bis 6 liegt je nach Köderform/Größe sehr gut.
Noch ein paar Wort zum Wetter und zu Gewässern. Beim Wetter liegt mein Hauptaugenmerk auf der Windgeschwindigkeit. Sollten Geschwindigkeiten von über 30Km/h angesagt sein kann man am ungeschützten Gewässer das Fischen ausfallen lassen da man kaum kontrolliert gegen den Wind fischen kann und kein exaktes Angeln mehr möglich ist. Ansonsten ist Konstanz das Zauberwort. Da ich wie die meisten von Euch nicht meine Angeltouren nicht nach dem Wetter planen kann muss man es nehmen wie es kommt. Gut ist jedoch wenn in der Wetterlage ein paar Tage Konstanz war. Dann kann man auch z.B. bei Ostwind recht gute Ergebnisse erzielen.
Bleibt die Frage welche Gewässer sich fürs Vertikal Belly Boot eignen. Im Großen und Ganzen kann man bis auf Flüssen mit hoher Fließgeschwindigkeit überall einen Versuch wagen. Jetzt müsst ihr nur noch die Rückzuggebiete der Winterräuber finden. Im groben sind immer im Winter die tiefen ruhigen Bereich erfolgsversprechend. Hat man ein Echolot an Board kann man sich auch an Weißfischschwärmen orientieren da hier meistens die Räuber nicht Weit sind. Habt ihr ein Gewässer mit wechselnden Wasserständen ist auch ihr Konstanz ein Erfolgsgarant.
Mit etwas Übung dem richtigen Riecher bei der Köder und Gewässerauswahl kann man absolute Highlights miterleben. Mit dem richtigem Material und einer Portion Vorsicht auf dem Wasser steht dem kapitalen Winterräubern nichts mehr im Weg. Wichtig ist immer nur keinerlei Risiko auf dem Wasser einzugehen und mit einem Angelkollegen zusammen zu starten. Eiskaltes Winterwasser kann durch diverse Probleme echt Gefährlich werden. Dieses bitte nicht unterschätzen. Euch allen eine gute Saison 2013 mit viel Freude und Erfolg auf und am Wasser.

Jonas Bienemann
www.taffi-tackle.com
www.huntingteam-nrw.de